Mittwoch, 13. August 2014

Torten erzählen Geschichten-ein kleiner Exkurs über Hochzeitstorten

Wetterbedingt finden viele Hochzeiten im Sommer statt. Aus Sicht des Brautpaares: Völlig nachvollziehbar. Voraussichtlich ist einigermaßen schönes Wetter, als Braut muss man nicht frieren, die weiblichen Gäste können das Kleine Schwarze oder Bunte auspacken und die Stimmung ist erwartbar dem Wetter entsprechend gut.




Für uns Tortenkünstler bedeutet das häufig, dass wir völlig verzweifelt mit klebendem Fondant und schwitzenden Torten aus der Kühlung kämpfen. Dass Zuckerblumen, die schon trocken waren, die "Flügel" hängen lassen und wir am liebsten schreiend im Kreis rennen würden.
Das bedeutet nicht, dass wir uns davon unterkriegen lassen würden, aber es erschwert manchmal die Umsetzung eines Projektes.

Ich persönlich versuche dem Brautpaar, dem die Torte gewidmet ist, gerecht zu werden. Versteht mich nicht falsch, ich verkaufe meine Torten nicht, da es ohne Anerkennung vor der Kammer einfach nicht erlaubt ist.  Mittlerweile bin ich in der Kammer Mitglied und darf verkaufen. Aber das hat seinen eigenen Ort...

Hochzeit im Wandel

Heute setzen Paare durch Ihre Heirat ein individuelles Zeichen. Das Fest spiegelt ihr Miteinander wieder, ihre Geschichte und dementsprechend werden Akzente gesetzt.
In feinen Details findet man Charakteristika des Brautpaares wieder. Papeterie, Tischdeko, das Motto, die Kleidung- sind einige Beispiele. Natürlich gehört auch die Torte dazu.

Wenn ich das Hochzeitsfoto von meinen Großeltern väterlicherseits aus dem Jahr 1938 anschaue, frage ich mich, wie es damals wohl gewesen sein mag. Die Oma meines Mannes hat ungefähr zur selben Zeit geheiratet und das Bild ist nahezu identisch. Das Brautpaar steht zwischen zwei Vorhängen, sie trägt ein ähnliches Kleid, ein ähnliches Blumengesteck. Spitzenschleier. Der Ehemann ebenfalls mit Handschuhen in der Hand. Beide stehen relativ steif und wirken fast ein bisschen unsicher wie sie in die Kamera schauen.  

Bei mir weckt es Assoziationen klarer gesellschaftlicher Vorgaben, wie eine Hochzeit abzulaufen hatte und lässt vermuten, dass es möglicherweise wenig Gestaltungsspielraum gegeben haben könnte.




Es ist schade, dass ich meine Großeltern väterlicherseits nicht mehr befragen kann. Es muss eine ganz besondere Zeit gewesen sein im Jahr 1938. Mein Opa war Berufssoldat und musste in den Krieg ziehen. Möglicherweise war Die Hochzeit viel romantischer für die zwei als das Bild vermuten lässt.

Zurück im Hier und jetzt- das Caking of der aktuellen Hochzeitstorte..

Bei meinen Torten ist es so, dass das Brautpaar sich die Torte von mir wünscht. Ich bekomme dann die Wünsche mitgeteilt und im Gespräch gleichen wir ab, was ich mir technisch und "inhaltlich"   in der Praxis vorstellen kann.
Das Brautpaar kann lenken, was ihm gefallen würde. Für mich ist das eine ehrenvolle Aufgabe- bekommt man doch vorab einige Einblicke, die man sonst vielleicht nicht bekommen würde.

Bei der letzten Torte war es ähnlich.
Die Einladungskarten waren in Apricot-Tönen und Aubergine, eine recht exotische Kombination. Von meinen Füllungsvorschlägen kam Mango-Maracuja am besten an. Gewünscht war Hibiskus oder Rose und eine Silhouette. Außerdem kleine Törtchen und eine Anschnitt-Torte ausdrücklich mit Fondant.


Mit diesen Informationen machte ich mir meine Gedanken zur Torte und ließ sie einfach wachsen. Immer wieder musste ich daran denken und es fielen mir Bilder ein, die zu den beiden passen könnten.

Ich suchte das Netz hoch und runter Cupcakeförmchen in aubergine oder apricot ohne Glanz. In GB wurde ich fündig. Damit es aber nicht wie an Halloween wirkte, mussten noch ein Akzent her. Die Schmetterlings-Cupcakewrapper fand ich festlich und dezent genug. 

Schon war das Schmetterlingsfieber ausgebrochen. Ich wollte die Silhouette mit fliegenden Schmetterlingen kombinieren, suchte Vorlagen im Netz, konnte diese aber nicht in der gewünschten kleinen Größe erfolgreich ausschneiden. Darum wurde daraus eine Schablonentechnik aus einem auseinandergeschnittenen Wrapper, Schwamm und Puderfarbe. 

Die Herausforderung war auch, passende Farben abzumischen mit den gegebenen Farben. Ich besitze dank Kursraum mittlerweile um die 70 Pastenfarbtöne sowie etwa 40 Puderfarbtöne. Das Färben von Deko, das Abpudern nimmt  manchmal die meiste Zeit in Anspruch. Und deckt sich mit einem Erfahrungswert aus meinen Kursen.

Für die Silhouette fehlte eine Bildvorlage. Aber ein Gast, der eng mit dem Paar befreundet war, schickte eine Anfrage wegen eines Beitrags zum Abendprogramm. Er erwies sich als tolle Bildquelle mit einem Kussfoto von der standesamtlichen Trauung. Danke an dieser Stelle.

 

Mehrfach habe ich das Paar abgepaust (Wie das funktioniert, zeige ich bei Gelegenheit Mal). Dabei faszinierte mich das Bild immer mehr, wie sie die Welt um sich vergessend auch körperlich "JA" zueinander sagten und wie sie sich umarmten. Die Hände des Bräutigams auf dem Rücken der Braut allein sprechen schon ihre eigene Sprache. Da kriegt man Gänsehaut beim Malen.  
Wichtig ist, vorher schon die Tortenhöhe zu kennen, damit die Plakette die richtige Höhe hat.

Schwarz kam mir die Silhouette zu hart vor, also schwenkte ich auf einen Lilaton. Die Schmetterlinge wurden letztlich auf eine separate Plakette gemalt, damit das Puder nicht verwischte und weil die Schablonentechnik nur vor Antrocknen des essbaren Mediums funktionierte. Schließlich hatte ich es so weit, dass es auch gut am Tag der Hochzeit ausdekorierbar war.


 

Mein Tipp für Sommerhochzeitstorten

Wegen der eingangs beschriebenen Sommerkonditionen für Hochzeitstorten habe ich mich für eine Anschnitt-Torte und Cupcakes entschieden.



Warum hat sich das als praktisch erwiesen? Ganz einfach. 
Das Brautpaar plante den Anschnitt beim Sektempfang nach der Kirche. In der wärmsten Tageszeit und das Buffet stand ab dem Ende der Kirche.
Nun waren sehr viele Gäste in der Kirche und das Gratulieren nahm einige Zeit in Anspruch.  Da war es praktisch, dass sich einige Gäste schon den einen oder anderen Cupcake zusammen mit den wunderschönen Torten der Gäste vom Buffet gemaust haben, bevor sie zu lange in der Wärme waren.

Dann endlich fand das Brautpaar Zeit, die Torte anzuschneiden. 12 cm hoch (mit Cakeboard) und 20 cm im Durchmesser, war sie in ca. 20 Stücke aufgeteilt auch dann noch angemessen groß für diejenigen unter den Gästen, die noch Hunger und Lust auf ein Stückchen hatten.

Das Topping der Cupcakes war dasselbe wie die Tortenfüllung, so konnte nahezu jeder Gast davon kosten. Häufig wurde auch geteilt, was ich sehr kommunikativ finde.

Natürlich spielt auch die Füllung eine Rolle.
Buttercreme geht eher nicht, würde ich sagen. Neben Fließeigenschaften bei Wärme ist auch der Fettgehalt eher deplatziert. Ein Auge zu drücke ich für Fruchtbuttercremes.
In diesem Fall war es eine fruchtige Solero-Eis-Füllung aus Maracuja-Joghurt-Zitronen-Creme und geschlagener Sahne als zweifarbige Füllung mit spritzig abgebundener Fruchtsoße. Mit viel frischer Maracuja.

Auch die Dicke des Fondants sollte in angemessenem Maß sein, um die Torte nicht zu mächtig zu machen. Ich habe es auf 2 mm gebracht und mein Mann, der sonst ungern Fondant mit isst, hat betont, dass es wirklich gut dazu gegessen werden konnte.


Außerdem möchte ich mal eine Lanze für Cupcake-Toppings ohne Ganache und Buttercreme brechen mit Sahne und Joghurt. Wenn ihr mir nicht glaubt, besucht Bernd Neuners www.backfreaks.de - Forum, er hat mehrfach bewiesen, dass Toppings auch ohne Butter stehen können. 

Einen weiteren Beweis liefere ich Euch hiermit :)

Für die Deko ist Modellierschokolade unverzichtbar.   
Auf meiner Rückstellprobe hielten die Blumen bis Montag, sie wurden lediglich von Wasserperlen benetzt, hielten aber noch. Und riechen verführerisch nach weißer Schokolade, schmecken super. Probiert es doch mal!


Mythos: Torte muss für alle reichen!

Wenn es ein Kuchenbuffet gibt und Gäste sich die Mühe machen Beiträge zum Buffet zu backen. Es außerdem auch ein Dessert gibt, bin ich der Meinung, dass man nicht pro Kopf mit einem Stück rechnen muss. Viele Gäste wollen alles probieren und teilen sich die Stücke von Kuchen oder halbieren kleine Backwerke.

Deswegen gilt für mich die Regel bei gegebenen Bedingungen 2/3 mit der Gästezahl multipliziert ergibt eine ausreichende Anzahl an Hochzeitstortenstücken und /oder Cupcakes.

Mehr als knapp 50 Cupcakes hätte ich auch niemals kühlkettenkonform transportieren können und es hätte auch meine Küchenkapazitäten bei der Herstellung überschritten. Als Hobby-Torten-Macher bin ich doch lieber bei Qualität statt Quantität. Lieber das, was ich mitbringe, hat eine vernünftige Qualität, als wenn ich mich übernehme und völlig"schludre".

Backt mit Liebe,

Eure Caro

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